Wie entsteht ein Parfüm?

Zuerst ist immer die Idee. Das Parfüm, das kreiert werden soll, entsteht zuerst im Kopf. Dabei kann man es mit Argumenten beschreiben wie z. B. hell, licht, erfrischend, Sommer, wie ein sanfter Wind vom Meer, die Wärme der Sonne etc. Der Parfümeur teilt die Parfüme in typische Kategorien ein wie z. B. Fougre, grün oder pudrig. Dann wird entschieden, welche Akkorde man einsetzt (Eine ausgewogene Mischung aus einem oder mehreren Duftstoffen, wobei keiner überwiegt). Bei einer Auswahl von ca. 3'500 Ausgangsstoffen (wie z. B. ätherische Öle, künstliche Duftstoffe, Harze, Concretes) sind die Möglichkeiten schier unbegrenzt. Aber es kann auch mal nur eine Idee sein, aus einem bekannten Duft oder einem Duftstoff ein Parfüm zu kreieren (z. B. aus Lavendel und Aprikose). Neben dem Eröffnungsduft (Kopfnote, also dem Duft den man unmittelbar wahrnimmt beim Auftragen), muss auch der Verlauf des Duftes über Zeit beachtet werden. Wie soll der Duft sich verhalten? Wie riecht er am Abend oder nach einem halben Tag auf der Haut? Viel läuft danach über ausprobieren, verdünnen, erneut versuchen, Akkorde anpassen. 

Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Basisnote gelegt. Das ist die Note, die am längsten auf der Haut bleibt und in der Regel zwischen 50-70 % eines Duftes ausmacht. Meist wird auch damit begonnen.

Wenn das grobe Konstrukt (Rezept) parat ist, dann beginnt der Feinschliff, wie z. B. die Fruchtnoten etwas anheben, etwas mehr Tiefe und Diffusion bei der mittleren Note, die Zitrusnoten etwas abschwächen so, dass die einzelnen Noten, wie auch der Gesamteindruck, des Duftes abgerundet und harmonisch erscheint. Man kann es vergleichen wie das Malen eines Ölbildes - hier noch einen Schwenk, dort die Sterne etwas funkelnder, der Nebel über dem Wasser noch etwas diffuser und ein wenig mehr Gräser am Rande des Sees. 

Die einzelnen Bestandteile des Parfümkonzentrates können miteinander reagieren (das ist sogar manchmal erwünscht) und so verändert sich der Duft weiter. Das Parfüm reift also quasi in der Flasche nach. Das kann bedeuten, dass wie bei einem Whisky oder Rotwein, das Parfüm vor der weiteren Verarbeitung noch eine Ruhe- und Reifephase benötigt.

Am Ende (meist auch zuvor) folgt immer der Test des verdünnten Konzentrates auf der Haut. Da die Duftstoffe sich mit dem Eigenduft der Haut verbinden, aber auch reagieren, kann der eigentliche Duft erst auf der Haut ermittelt werden. Und dieser kann sich von Person zu Person noch unterscheiden. Wird der Duft nicht nur für eine Person individuell erstellt, sollte er bei einer Mehrheit der Personen auf der Haut "wohlriechend" sein.

Je nach Inhaltsstoffen wird dann noch ein Antioxidans hinzugegeben (z. B. Vitamin-E Acetat/Tocopherol), um es gegen die Reaktion mit Sauerstoff zu schützen und es haltbar zu machen. Ein Fixativ wird oft zugegeben, um die Duftstoffe möglichst lange auf der Haut zu erhalten. Je nach Zusammensetzung und gewünschter Aufmachung des Duftes werden auch geringe Mengen an Farbstoffen zugesetzt.

Ist das Konzentrat bereit, wird es auf die gewünschte Konzentration mit einem Gemisch aus Alkohol und Wasser verdünnt und in Sprühflaschen abgefüllt.

Zusammenfassend kann man sagen, ein Parfüm zu kreieren ist wie das Komponieren eines Musikstückes; es hat einen Start, einen Mittelteil und ein Ende. Einzelne Passagen brauchen viel Arbeit und Beachtung und die Übergänge sollen fliessend sein, damit am Ende ein hervorragendes und harmonisches Gesamtwerk entsteht. Nicht selten dauert diese Entwicklung mehrere Monate bis Jahre.